Der "Tequila Brand"
- Kevin Tobler
- 31. Jan. 2018
- 2 Min. Lesezeit
Mit 15 war ich bei einem Schulfreund daheim, er hatte sturmfrei und zwei Flaschen Tequila. Die haben wir anscheinend bis auf den letzten Tropfen geleert. Interessanterweise konnte er nach der ersten noch perfekt Vivaldi geigen, was mich bis heute schwer beeindruckt. Irgendwann kamen seine Eltern nach Hause, er lag schlafend vorm Klavier, ich auf dem Sofa, und in der irrigen Annahme, ich hätte ihren Sohnemann - der natürlich ein gaaaanz liebes Kind war immer - zum Trinken und zu mehr verführt - wie denn überhaupt in dem Zustand? - warfen sie mich kurzerhand raus, was ich immer noch äußerst verantwortungsvoll finde, kann mich schließlich nicht mal mehr dran erinnern und ich war schlappe 15km von zuhause entfernt.
Da erfahrene Tramperin, hat mich wohl die Gewohnheit auf den richtigen Weg Richtung Hinstellpunkt gebracht. In der Stadt muss ich noch einen anderen Freund getroffen haben, mit dem ich mich über eine halbe Stunde ganz normal unterhielt und dem außer leichtem Alkoholgeruch nichts auffiel, ich weiß *nichts* mehr davon.
Beim Trampen setzt die Erinnerung wieder ein, da tauchte dann plötzlich meine Frau Mama auf, die inzwischen angerufen worden war und die Eltern meines Freundes zum rosa Rüsseltier gemacht hatte. Die Litanei, die ich mir anhören durfte, kennt jeder jemals alkoholisiert gewesene Jugendliche.
Mein Freund war mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht worden, schwere Alkoholvergiftung samt Magen auspumpen und solchen Annehmlichkeiten.
Am nächsten Morgen saß ich in der Schule - was war mir schlecht - und während ich mit meinen Augen und meiner Übelkeit kämpfte, wies uns unser Lehrer darauf hin, dass ja jezt jemand einen Vortrag zur beruflichen Orientierunghalten werde und mir wurde noch übler - es war der Vater meines Kumpels. Nie war eine Imandra so klein und still.
Mir wird bis heute schlecht, wenn ich Tequila rieche, Witziges kann ich an solchen Erlebnissen im Ansatz nicht entdecken. Das einzige, was mich beruhigt, ist dass ich offensichtlich auch sturzbesoffen immer noch Herrin meiner Taten bin.
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